Franzi in Lissabon
- Goldener Schnitt
- 9. Dez. 2019
- 2 Min. Lesezeit
Dass ich im Endeffekt doch auf so viele interessante Kunst gestoßen bin, war eher Zufall.
Aber so ist das mit der Kunst. Sie ist immer und überall und das wird in Lissabon besonders deutlich. In jeder Gasse und jeder Straße befinden sich bunte, große, mal mehr und mal weniger sichtbare Wandmalereien. Natürlich hat jede Großstadt ihre Tags und Graffitis. Doch durch die staatliche Finanzierung dieser kreativen Fassadengestaltungen, bekommt die ganze Stadt den Effekt einer Galerie. Fast wie in einem White Cube, bleiben die Werke von störenden Tags verschont. (Der Staat zahlt auch die regelmäßige Übermalung von illegalen Graffitis). Sie werden durch umliegende Häuser gerahmt, präsentiert und man hat keine andere Wahl als sie, sondiert von allem anderen, zu betrachten. Pedro, unser Tour Guide der sein Lebtag in Lissabon verbringt, findet diese, für den Tourismus, verschönte Präsentation von Straßenkunst störend, da sie nicht das wahre Gesicht von Lissabon zeigt. Er meint Portugal ist dreckig und das ist auch gut so. Das Thema ist eine Debatte für sich, doch ich muss ihm Recht geben. Der öffentliche Raum sollte vorrangig für die Menschen sein, die dort leben. Ein Ort, an dem sie sich durch ihr Kunst ausdrücken können und nicht etwa ein Stadtbild dessen Poren mit zehn Farbschichten Make-Up verdeckt werden. Mir als Touristin gefällt eine Stadt, die auch mal dreckig sein darf, besser.
Schlendert man die bunten Straßen entlang, trifft man irgendwann auf das Lissaboner Ufer und dort fällt einem ein Gebäude auf, dass nicht unbedingt in ein gewohntes, portugiesisches Stadtbild reinpasst und doch gleicht es sich seiner Umwelt an. Die Architektur des MAAT (Museum of Art, Architecture and Technology) erinnert an einen, geschuppten Rücken eines großen Fisches, der gerade in die Oberfläche eintaucht. Mit den trapezförmigen Kacheln wird nicht nur die Nähe zum Meer und die klassische, portugiesische Architektur, die häufig Kacheln an den Fassaden verwendet, aufgegriffen. Auch spiegelt sich der Himmel durch die weiße, Hochglanzlackierung der Kacheln am Museum. So passt das MAAT, je nach Wetterlage, farblich zum Wetter. Das Dach ist (vom Boden aus) begehbar und die Treppe sieht so aus als würde sie in den Himmel ragen (Stairway to Heaven trifft es da ziemlich gut).
Die weitläufige, wellenförmige Gestaltung der Fassade findet sich ebenfalls im Inneren wieder. Vom Eingang aus kommt man direkt zum Ticketschalter und hier fällt auf: die Ticketpreise Lissaboner Museen sind doch sehr erschwinglich. Der Normalpreis für ein Museum (das MAAT besteht aus einem Technik- und ein Kunstmuseum) liegt bei 5€. Die ermäßigten Preise sind gerade mal bei 2,50€. Die günstigen Preise bedeuten aber nicht, dass man im MAAT weniger Inhalt hat als in einem Museum, dass beispielsweise 17€ Eintritt nimmt. Die Grundfläche allein verspricht eine große Kapazität an temporären, wie auch permanent installierten Kunstwerken.
Nach dem Ticketkauf gibt der Bau einem keine andere Wahl als eine Rampe runterzulaufen. Beginnend mit einem Einführungstext zu Andrea Bullochs Anima Vectorias, führt sie am Rand des weiten, ovalen Raumes fast komplett herum bis in die untere Etage. Diese Rampe gibt den BetrachterInnen einen wortwörtlichen Überblick auf den ersten Ausstellungsraum. Wie das MAAT digitale Kunst ausstellt und wie Videospiele im Ausstellungsraum funktionieren können (oder auch nicht) bespreche ich mit Johanna in unserer ersten Podcast Folge „Über Fische in Portugal und schwedische Kartoffeln“.

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